Unterwegs zu Jesus

Vielleicht ist es uns schon aufgefallen: Alle Personen, die auf irgendeine aktive Weise mit dem Weihnachtsgeschehen zu tun hatten, waren Menschen „unterwegs“. Das können, ja müssen wir auch auf uns heute übertragen. Wer dem lebendigen Christus heute begegnen will, der muss „unterwegs“, d.h. nicht festgelegt, sondern flexibel, sein. Der darf nicht denken: „Ich kenne Ihn schon!“ -  sondern der muss bereit sein, Ihn immer besser, vielleicht auch überraschend anders, jedoch immer in Übereinstimmung mit dem Zeugnis der Bibel kennenzulernen. Auch wenn du meinst, du kennst ja die Bibel und weißt, was sie sagt (die alten Geschichten), dann wirst du den lebendigen Christus, der viel lebendiger ist, als du dir vorzustellen vermagst, nicht umfassender kennenlernen.

Die Evangeliumsberichte bieten uns tiefe Einblicke und wir wollen heute der Tatsache nachspüren, dass alle von dem Weihnachtsgeschehen betroffene Personen auf ein bestimmtes Ziel hin unterwegs waren. - Wodurch diese Bewegung in ihr Leben kam, worauf sie sich zu bewegten und was das alles mit uns heute zu tun hat, wollen wir anhand der Bibel betrachten.

1. Maria und Josef - unterwegs zur Erfüllung des gegebenen Wortes Gottes

Zuerst war Gabriel unterwegs, - von Gott zu Maria gesandt (Lukas 1,26f), um ihr Gottes Wort mitzuteilen. Maria, obwohl sehr überrascht, war offen für Gottes Wort, ließ es sich sagen und ließ es für sich gelten.

Was bewirkte dieses gehörte Wort? Sie glaubte das Unglaubliche (Lukas 1,38). Und worin zeigte sich ihr Glaube? Sie machte sich zu Elisabeth auf, um von dem zu berichten, was sie erlebt hatte. Echter Glaube ruht nicht selbst zufrieden in sich selbst, er ist immer auch Aufbruch. So war es bereits bei Abraham (1. Mose 12,1f) und so ist es noch heute. Wo der Mensch sich nicht aufmacht, nachdem und weil er Gottes Wort vernommen hat, kann nicht von echtem Glauben gesprochen werden (Apostelgeschichte 2,37).

Bist du wie Gabriel und Maria unterwegs, anderen die Gute Nachricht der Rettung Gottes zu bringen? Wenn Gott selbst unterwegs ist, seine Engelfürsten unterwegs sind, Maria, die Glaubende unterwegs war, - solltest du dich dann nicht auch aufmachen?!

Marias Gehorsam brachte den Josef in Schwierigkeiten (Matthäus 1,18-19). (Das ist noch heute häufig so.) Und weil Josef Schwierigkeiten hasste, entschloss er sich, Maria zu verlassen. Und wieder wurde ein Engel losgeschickt, um Josef zurecht zu helfen: Matthäus 1,20b-21. Und Josef hörte sich das alles nicht nur interessiert an, er stimmte nicht nur zu. - Er glaubte das Wort. Woran können wir das erkennen? An seinem Tun können wir die Echtheit seines Glaubens erkennen: er machte sich sofort auf und gehorchte Gott (Matthäus 1,24). Er überwand sein fruchtloses Grübeln und die herkömmlichen Konventionen durch den Entschluss zum Gehorsam.

Sprechen deine Taten von deinem Glauben? Wenn dich dein Glaube an Jesus nicht mehr zum Gehorsam Gottes Wort gegenüber in Bewegung setzt, dann ist er tot (Jakobus 2,17).

Aber die göttliche Verheißung konnte sich nicht in Nazareth erfüllen. Sie mussten sich auf den Weg nach Bethlehem machen. Dem Augenschein nach hätte man sagen können: die Anordnung des Augustus brachte sie auf den Weg nach Bethlehem. Wir aber wissen: In, mit und unter dem Gehorsam gegenüber der römischen Obrigkeit war es Gott, der die ihm vertrauenden Menschen auf Seinem Weg an Sein Ziel führte.

So mögen auch in deinem Leben widrige äußere Umstände eine scheinbar entscheidende Rolle spielen. Vertraue Gott, dass Er dich an den Platz bringt, wo Er Seine Verheißung an dir erfüllen kann.

Dieses Unterwegs sein brachte damals und bringt heute manche beschwerliche, notvolle, Angst machende Situation mit sich, aber es eröffnet auch die Möglichkeit, Gottes Beistand und Hilfe zu erleben. Diese bestehen jedoch nicht immer darin, dass Gott die Situationen, in die wir geraten, grundlegend ändert, viel häufiger will Er unsere Einstellungen dazu verändern.

Die Nachfolger Jesu werden in der Apostelgeschichte nicht zufällig als solche, „die des Weges sind“ bezeichnet (Apostelgeschichte 9,2; 19,9+23). Christen bleiben zu allen Zeiten, ihr ganzes Leben lang, unterwegs von der göttlichen Verheißung hin zur Erfüllung (1. Johannes 3,2). Das ist ein Weg voller Spannungen. Auf diesem Weg gönnt Gott uns Pausen, Er nimmt es uns nicht übel, wenn wir einmal müde werden. Dabei bleibt es unsere Aufgabe, solche, die verzagt und entmutigt aufgeben wollen, ein Stück Wegs zu tragen (Hebräer 12,12-13; Galater 6,2), denn auch wir sind, wer weiß wie bald, auf solche Hilfe angewiesen.

Maria war nicht damit zufrieden, große Worte gehört zu haben, sie wollte auch die Erfüllung erleben. Deshalb ging sie den Weg des Gehorsams, der allein zur Erfüllung führte und heute noch führt.

2. Die Hirten - unterwegs zur Bestätigung des göttlichen Wortes

Hirten galten damals als Betrüger, Räuber und gewalttätige Menschen. Man nahm sich vor ihnen in acht. Die Frommen hatten sie abgeschrieben. Aber welch eine Überraschung: Gerade ihnen wurde die Geburt des Retters zuerst mitgeteilt (Lukas 2,8f). Gott wollte damit klarmachen: Der Retter kommt für alle! Besonders aber für die, welche Ihn am Dringendsten brauchen.

Ist das nicht wunderbar? Nicht deine Wohlanständigkeit, sondern deine Hilflosigkeit empfiehlt dich Gott. Nicht deine Stärke, sondern deine Schwäche, nicht deine Coolness, sondern deine Ausweglosigkeit will dich für die Botschaft der Engel interessieren.

Die Hirten sahen die Herrlichkeit Gottes, sie hörten aus dem Mund der Engel die frohe Kunde, - aber all das half ihnen nicht zu einem gewissen Glauben an Gott. Die Frage war damals und ist heute: Würden sie sich (wirst du dich) auf den Weg zu Jesus machen, um in der Begegnung mit Ihm die Bestätigung des Wortes Gottes und die Glaubensgewissheit zu finden?

Lass' es dir deutlich sagen: Über den eigentlichen Segen der Weihnachtsbotschaft, die du heute hier hörst, entscheiden nicht die Atmosphäre dieses Gottesdienstes, nicht die Schönheit des Chorgesangs, nicht die Qualität der Predigt, nicht das freundliche Grüßen vor und nach dem Gottesdienst, sondern allein deine persönliche Reaktion auf das gehörte Angebot Gottes. Ob du dich erneut auf den Weg in die Gemeinschaft mit Jesus und deinen Geschwistern bringen lässt oder nicht.

Die Engel hätten den Hirten noch 100 mal erscheinen können, sie wären innerlich nie zur Ruhe und zur Gewissheit gekommen, wenn sie sich nicht gehorsam nach Bethlehem aufgemacht hätten. Ihre Zweifel und Fragen konnten nur dadurch überwunden werden, dass sie sich aufmachten, gehorsam hin gingen und Jesus solange suchten, bis sie Ihn fanden. Und genau das taten sie auch.

Uns weist das Wort heute nicht mehr räumlich an einen anderen Ort, sondern zum Gebet, durch das wir in eine lebendige Beziehung zu Jesus treten können. Helfen wir doch einander, beten zu lernen! Dir wird vielleicht heute durch die Verkündigung klar, dass du deiner trauernden Nachbarin ein Neues Testament schenken solltest; den alleinstehenden Arbeitskollegen am Sonntag zum Kaffee einladen könntest; im neuen Jahr im Besuchsdienst der Gemeinde mitarbeiten solltest; im Chor mitsingen solltest; dich taufen lassen solltest; praktische handwerkliche Hilfe anbieten solltest... Indem du das gehorsam festmachst und nicht weiter aufschiebst, wirst du etwas von der Weihnachtsfreude erleben. Denn in jedem Gehorsam begegnen wir Jesus und ER allein macht uns froh.

Biblischer Glaube lebt in der Spannung zwischen Verheißung und Erfüllung. Bei manchen unter uns ist die Spannung durch schwere Lebensumstände, Not, Leid und Krankheit größer und wird härter verspürt, als bei anderen. Dennoch ist es für uns alle wichtig, dass wir mit dem gehörten Wort Gottes im Herzen den Weg, der uns gewiesen wurde, geduldig gehen. Wir dürfen sicher damit rechnen, wie lange und wie dunkel er auch sein mag, dass wir am Ende von unserem Herrn erwartet werden. Deutlich tritt uns bei den Hirten der Zusammenhang zwischen Gehorsam und Erkennen entgegen, zwischen dem Aufbruch aus dem Hier und Jetzt und der Einsicht in das Dort und Dann.

Die Hirten schoben nichts auf die lange Bank, sie machten sich sofort auf den Weg und fanden die Eltern und das Kind. Ich fragte mich: Was hat sie davon abgehalten, enttäuscht wegzulaufen und weiter nach einem Retter zu suchen? Gewissheit schenkte ihnen nicht das, was sie sahen, sondern das Wort Gottes, das sie gehört hatten und das sich hier bestätigte. Die Heilstatsache wird erst durch die Botschaft als solche erkennbar. - Noch etwas können wir von den Hirten lernen: Ärgern wir uns nicht darüber, dass Gott große Dinge stets unscheinbar und abseits des öffentlichen Interesses klein und missverständlich beginnt (Sacharja 4,6+10).

3. Die Magier - unterwegs zur Anbetung des lebendigen Wortes

Die Magier waren Angehörige einer vornehmen persischen Priester- und Gelehrtenschicht, die sich mit Theologie, Naturwissenschaften und da vor allem mit der Sternenkunde befassten. Durch den starken jüdischen Einfluss in ihrer Heimat, lernten sie wohl auch die Schriften des Alten Testaments mit ihren Weissagungen kennen. Diese „Magier“, die nichts mit Zauberei zu tun hatten, bildeten das „Unterhaus“ im Partherreich. Ihre Aufgabe war es, den König zu wählen. Sie ließen sich durch den Stern an das gelesene Wort Gottes erinnern und das führte bei ihnen zum Glauben, dass die große Verheißung des Messias erfüllt sei.

Heute brauchen und sollen wir nicht mehr in die Sterne schauen, um Erkenntnisse und Einsichten über unseren Weg zu bekommen. Wir haben Gottes Wort, das uns untrüglich den Weg der Rettung durch Jesus Christus zeigt. Bist du diesen Weg schon gegangen? Hast du dich Jesus schon als deinem Herrn und Heiland unterstellt und ihm gedankt?

Durch diese Klarheit, dass der König Israels geboren wurde, kam Bewegung in ihr Leben. Ihnen war klar: sie konnten unmöglich so weiterleben wie bisher. Glaube ist Bewegung, ein Unterwegs sein, ein Vorwärts drängen auf ein Ziel hin, das Gott steckt (Philipper 3,12-14). Ich habe den Eindruck: zu viele Christen versuchen heute vom Gehabten zu leben, sich am Gewesenen zu freuen, und sie wundern sich, wenn das nicht klappt. Sie begnügen sich mit dem Erbe der Väter, mit dogmatischen Richtigkeiten, die als allgemein gesichertes Glaubensgut gelten. Es kommt in ihrem Leben kaum noch oder gar nicht mehr dazu, dass sie ihre bisherige Position in Frage stellen und sich weiterführen lassen. Und weil es kaum mehr Entscheidungen gibt, kommt es auch kaum mehr zu den oft nötigen Scheidungen.

Denn echter Glaube ist immer auch Scheidung, mit all ihrem Schmerz. Die Magier machten uns das vor. Sie konnten nicht eher Anbeter werden, solange sie nicht bereit waren, sich von all dem, was ihnen lieb und wert war zu trennen und los zuziehen. Christsein heißt auch, ein Fremdkörper zu sein in dieser Welt, ein Fragezeichen für seine Umgebung. Christsein kann es mit sich bringen, einmal ganz allein zu stehen. Wer es sich angewöhnt hat, überall auf den Beifall der Mehrheit zu schielen, der wird im Glauben Schiffbruch erleiden.

Vor einem aber möchte ich in diesem Zusammenhang warnen: Fromme Geschäftigkeit, christlicher Aktivismus, viele Programme, große Einsätze sind nicht schon deshalb Glaubensbewegung, weil sich viel bewegt. Entscheidend ist: Sind wir aufgrund eines an uns ergangenen Wortes Gottes auf Sein Ziel hin unterwegs? Du hast z.B. gezeigt bekommen, dass du deine Vorurteile abbauen sollst. - Tue es im Glauben!

So waren die Magier unterwegs. Diese Beweglichkeit war auch der Grund, weshalb sie in Jerusalem von den etablierten Frommen, die sich übrigens trotz ihrer richtigen Kenntnisse des Wortes Gottes nicht in Bewegung setzen ließen, so entsetzt und ratlos empfangen wurden (Matthäus 2,3-6). Diejenigen, für die dieses Leben „Rennbahn des Glaubens“ ist (1. Korinther 9,24f), müssen ein Rätsel und Ärgernis für alle werden, denen es „Siedlung“ oder „Jahrmarkt“ geworden ist. - Die Magier wollten dem Messias huldigen, Ihn anbeten, Ihn beschenken. Das war ihr Glaubensziel. Sonst nichts. Wie wichtig war ihnen die Anbetung!

Wie viel wichtiger sollte sie uns werden! Ich wünsche es uns allen, dass wir im neuen Jahr diesem Glaubensziel näher kommen (Johannes 4,23-24) und uns durch nichts und niemanden davon abhalten und aufhalten lassen, es zur Ehre Gottes zu erreichen.

Manfred Herold

Manfred Herold