Warum sollen wir „..werden wie die Kinder?“

In jener Zeit kamen die Jünger zu Jesus und fragten: »Wer ist eigentlich der Größte im Himmelreich?« Jesus rief ein Kind, stellte es in ihre Mitte und sagte: »Ich versichere euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen. Darum: Wer sich selbst erniedrigt und wie dieses Kind wird, der ist der Größte im Himmelreich.“ (Matthäus 18,1-4)

Wir sehen, dass die Jünger, obwohl sie an den Herrn Jesus Christus glaubten, genau wie wir, immer noch Probleme mit Stolz, selbstsüchtigem Ehrgeiz und Hochmut hatten. Deshalb wollte Jesus ihnen aus ihrem hochmütigen Denken, das ihnen und uns so viele Probleme bereitet, heraushelfen. Er tat dies, indem Er alle Aufmerksamkeit auf ein Kind lenkte, das Er in ihre Mitte stellte und sie aufforderte, „zu werden wie die Kinder“. - Was will uns Jesus mit diesem „..werdet wie die Kinder“ sagen?

Kind-sein heißt, in Abhängigkeit zu leben!

Deshalb lösen Kleinkinder bei normal entwickelten Menschen einen Schutzmechanismus aus. Das „zu werden wie die Kinder“ soll uns stets daran erinnern:

1. Kinder sind total inkompetent - deshalb benötigen sie notwendigerweise liebende Eltern, genau wie Christen zu allem Jesus benötigen.

Kleinkinder können nahezu nichts selbständig tun. Im Unterschied zu Tieren sind Kleinkinder völlig abhängig von ihren Eltern. Wenn Kinder aber niemanden haben, der sie anleitet, unterstützt, sie aus ihrer Inkompetenz Stück für Stück befreit, verkümmern sie. Welch eine Verantwortung für Eltern und Erzieher.

Christen haben den besten Helfer, Beistand, Tröster, den Heiligen Geist empfangen, der ihnen hilft, ihre Schwachheit zu überwinden. „Und auch der Geist ´Gottes` tritt mit Flehen und Seufzen für uns ein; Er bringt das zum Ausdruck, was wir mit unseren Worten nicht sagen können. Auf diese Weise kommt Er uns in unserer Schwachheit zu Hilfe, weil wir ja gar nicht wissen, wie wir beten sollen, um richtig zu beten.“ (Römer 8,26)

Kinder bejahen ihre Inkompetenz, weil und wenn sie liebevoll umsorgt werden. Das ist für sie keine Zumutung, weil es ihrem Kind-sein entspricht. - Bejahe deine totale Inkompetenz und deshalb deine Abhängigkeit von Gott und werte sie als deine Legitimation als Kind Gottes! Du kannst das wagen! Auf Jesus ist Verlass!

Zugleich aber wissen wir, dass Kinder Gottes aufgefordert sind: „Wachst vielmehr in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus!“ (2. Petrus 3,18) Wir sollen nicht Kinder bleiben, sondern wachsen und reifen, damit wir anderen in der Gemeinde Helfer, Tröster, Ermutiger, Väter und Mütter in Christus werden können. Wo Kinder sind, da müssen auch Väter und Mütter sein. Finden Neubekehrte solche Menschen in unserer Gemeinde?

Aber nur wer eingedenk seiner völligen Inkompetenz das eigene Leben zu führen und zu gestalten, in dieser kindlichen Abhängigkeitshaltung verbleibt, kann und wird recht wachsen und für Jesus Frucht bringen. Dazu müssen wir uns immer wieder „bekehren“! Jesus brachte diese Haltung mit anderen Worten in Johannes 15,5 zum Ausdruck: „Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wenn jemand in Mir bleibt und Ich in ihm bleibe, trägt er reiche Frucht; ohne Mich könnt ihr nichts tun.“ - Das „zu werden wie die Kinder“ soll uns stets daran erinnern:

2. Kinder sind schutzbedürftig - deshalb benötigen sie notwendigerweise Beschützer, genau wie Christen Jesus benötigen.

Wenn Kinder ohne jeglichen Schutzraum aufwachsen müssen, werden sie kein Urvertrauen entwickeln und gehen schwer geschädigt ins Leben. Welch eine große und wichtige Aufgabe für Eltern, Erzieher und Gemeindeglieder.

Jesus sagt in Johannes 16,33 zu Seinen Jüngern: „In der Welt werdet ihr hart bedrängt. Doch ihr braucht euch nicht zu fürchten: Ich habe die Welt besiegt.“ Schutz zu erfahren ist für Kinder Ausdruck der Liebe ihrer Eltern. (Nacht, Gewitter, Dunkelheit…)

Nur wer dieses Urvertrauen entwickeln konnte, kann es später im Vertrauen auf den Heiligen Geist lernen, sein Selbstbewusstsein zu einem Christusbewusstsein weiter zu entwickeln, sodass nicht mehr das eigene Vermögen, sondern das Vermögen Christi entscheidend wird.

Wir wissen wohl, dass wir hilfsbedürftige Menschen nicht an uns binden dürfen, sondern ihre Beziehung zu Jesus fördern sollen, aber wahr ist auch: Wir Gläubige sind Glieder am Leibe Christi und Er will deshalb vieles DURCH UNS, Seine Glieder bewerkstelligen.

Hast du dich Ihm dazu schon hingegeben? „Stellt euch nicht mehr der Sünde zur Verfügung, und lasst euch in keinem Bereich eures Lebens mehr zu Werkzeugen des Unrechts machen. Denkt vielmehr daran, dass ihr ohne Christus tot wart und dass Gott euch lebendig gemacht hat, und stellt euch Ihm als Werkzeuge der Gerechtigkeit zur Verfügung, ohne Ihm irgendeinen Bereich eures Lebens vorzuenthalten.“ (Römer 6,13) Finden Gäste und Freunde solche Menschen in unserer Gemeinde?

Wenn ihr euch nicht bekehrt“, das meint: Pfuscht dem Heiligen Geist nicht ins Handwerk. Er will euch davor beschützen und davon befreien, fortwährend um euch selbst zu kreisen, stolz und überheblich zu sein. Überlasst euch Ihm. (Hebräer 13,21) Er allein vermag das in euch zu wirken, denn sonst werdet ihr nicht einmal ins Himmelreich kommen, geschweige denn der Größte darin sein. - Ihr solltet euch die kleinen Kinder zum Vorbild nehmen. Das „zu werden wie die Kinder“ soll uns stets daran erinnern:

3. Kinder sind vertrauensvoll - deshalb benötigen sie notwendigerweise Vertrauenspersonen, genau wie Christen Jesus benötigen.

Kinder rechnen mit einem gegebenen Wort. Sie vertrauen darauf, dass Versprechen gehalten werden. Wie sollen sie auf das verlässliche Wort Gottes vertrauen lernen, wenn sie es in ihrer Kindheit nicht schon früh gelernt haben, dass mit einem gegebenen Wort gerechnet werden kann. Welch große Verantwortung für Eltern und Erzieher. Deshalb sind Kinder auch demütig, d.h. sie sind nicht um die eigene Ehre besorgt. (Das Wesensmerkmal der Demut) Ansehen und Ehre spielen für kleine Kinder noch keine Rolle.

Aber genau darum ging es den Jüngern, als sie nach wahrer Größe fragten. Jesus gibt ihnen durch das Beispiel des Kindes zu verstehen, dass diejenigen, die sich demütigen, die Größten im Himmelreich sein werden. - Hast du dich schon zur Aufgabe des Trachten nach Ehre und Ansehen „bekehrt“? Dazu müssen wir uns immer wieder „bekehren“. Wir müssen immer wieder in diese Richtung umkehren, denn wir irren ständig leicht auf die Irrwege des Stolzes und des Hochmuts ab.

Weil Kinder vertrauen, deshalb sind auch sanftmütig, d.h. sie sind nicht um ihr eigenes Recht besorgt. (Das Wesensmerkmal der Sanftmut) Sie wissen: Papa wird für mein Recht streiten. Wir wissen es alle: Kinder sind nicht unschuldig, obwohl Erwachsene sie in manchen Lebenslagen dafür halten, aber sie kämpfen nicht um ihr Recht und Ansehen.

Kinder rechnen deshalb auch nicht in erster Linie mit ihrer eigenen Stärke, sondern mit der des großen Bruders oder der Stärke von Papa. Wir sollen solche werden, die stets und ständig mit Jesus rechnen. Dazu müssen wir uns immer wieder „bekehren“. „Nicht durch menschliche Macht und Gewalt wird es dir gelingen, sondern durch Meinen Geist! Das sage Ich, der HERR, der Herrscher der Welt.“ (Sacharja 4,6)

Kinder sind ehrlich. Kindermund tut Wahrheit kund. Kinder sind keine Heuchler. Kinder schlüpfen zwar gern in andere Rollen, aber nicht um andere zu täuschen, was das Charateristikum des Heuchlers ist.

Kinder vertrauen, deshalb sorgen sich auch nicht. Selbst in Notzeiten ist es für sie völlig selbstverständlich, dass Papa und Mama für das nötige Essen sorgen werden. „Sehet die Raben an: sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keine Vorratskammern und keine Scheunen, und Gott ernährt sie doch. Wieviel mehr seid ihr doch wert als die Vögel!“ (Lukas 12,24) – Das „zu werden wie die Kinder“ soll uns stets daran erinnern:

4. Kinder sind über alle Maßen neugierig - deshalb benötigen sie notwendigerweise Lehrer, genau wie Christen Jesus benötigen.

Gesunde Kinder sind stets neugierig, bereit Neues dazuzulernen. Kinder lassen sich durch Neues nicht abschrecken oder in die Defensive drängen, sondern sie sind im Gegenteil stets bereit, sich durch Neues herausfordern zu lassen, es zu entdecken und kennenzulernen. Deshalb haben wir die Kinder zu lehren, was gut und was böse, was richtig und was falsch ist.

Auch ein Christ soll neugierig bleiben, d.h. sich einen „gesunden Appetit“ auf das Wort Gottes bewahren. „Wie ein neugeborenes Kind nach der Milch schreit, so sollt ihr nach dem unverfälschten Wort Gottes verlangen. Dann werdet ihr im Glauben wachsen und das Ziel erreichen.“ (1. Petrus 2,2) Jesus weist mehrfach auf die Wichtigkeit ständiger Lernbereitschaft in Seiner Nachfolge hin: „Lernt von Mir! Denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden.“ (Matthäus 11,29) Auch dem Grundsatz andauernder LERNBEREITSCHAFT entwachsen wir in unserer Gottesbeziehung niemals.

Diese gesunde Neugierde ist den Kindern ohne alle Anstrengung eigen, weil sie zu ihrem kindlichen Wesen gehört. ­- Bist du neugierig, Gott immer besser kennenzulernen? Bist du neugierig, was Gott dir heute sagen, wozu Er dich bewegen will? Vermagst du andere auf mehr von Gott neugierig zu machen?

Kinder brauchen Führung, die dazu anleitet, den eigenen Weg zu finden und zu gehen. Kinder müssen Disziplin lernen, denn ohne sie wird kein Christ ans Ziel kommen. „Wir alle nun, die wir zielbewußt sind, wollen hierauf unsern Sinn gerichtet halten ...“ (Philipper 3,15) Finden Neubekehrte und andere, die in diesen Bereichen Mängel aufweisen solche Menschen in uns?

Wahrscheinlich haben auch manche von uns an diesem Punkt umzudenken und umzukehren, um sich wieder wie echte Kinder Gottes zu verhalten! Ich lade dich heute dazu ein. Es wird eine ungeheure Entlastung in dein Leben bringen, bewusst als ein „KIND GOTTES“ zu leben! - Das „zu werden wie die Kinder“ soll uns stets daran erinnern:

5. Kinder sind soziale Wesen - deshalb benötigen sie notwendigerweise Menschen, mit denen sie soziales Verhalten einüben können, genau sie Christen Jesus und die Gemeinde brauchen.

Für alles was Kindern fehlt, so denken die Kleinen, haben Mutti und Vati Abhilfe. Alle Fragen können sie beantworten. Und wenn einmal etwas kaputtgeht, dann kann Vati das gewiss wieder „heile machen“ oder für Ersatz sorgen. Kleine Kinder haben nicht die geringsten Schwierigkeiten, sich helfen oder sich beschenken zu lassen! Für alle, die nicht mehr Kinder sind, sind andauernde Hilfsangebote eine Demütigung. - Lerne es, diese stolzen Gedanken zurückzuweisen!

Da ist jeder Christ herausgefordert: „Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Weise dieser Weltzeit, sondern wandelt euch um durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr ein sicheres Urteil darüber gewinnt, welches der Wille Gottes sei, nämlich das Gute und (Gott) Wohlgefällige und Vollkommene.“ (Römer 12,2) Das geschieht in und durch die Gemeinschaft der Glaubenden in der Gemeinde (z.B. nicht nur Streit zu vermeiden suchen, sondern richtig streiten zu lernen; sachliche Kritik zu geben und anzunehmen lernen..). Dies und vieles mehr zu lernen, dazu ist die Familie/Gemeinde da (Trainingsfeld).

Diese Abhängigkeit von einander wird von Kindern nicht als Last oder als Zumutung empfunden. Kinder halten sie für ganz normal und schämen sich ihrer Lernbedürftigkeit nicht. Im Gegenteil, sie erleben ihre Abhängigkeit als Geborgenheit, weil und insofern die Liebe regiert. - Wehre dich nicht länger gegen die Erkenntnis, dass dir Wesentliches fehlt und gehe damit zu deinen Geschwistern und deinem himmlischen Vater!

Wenn Jesus uns auffordert, „werdet wie die Kinder“, dann will Er uns aus unserer Kompliziertheit wieder zu Seiner göttlichen Einfachheit, aus dem Vielerlei zu dem Einen, was Not tut führen. Er will uns aus einer oft falsch verstandenen Selbständigkeit, die Lasten zu tragen versucht, die wir weder tragen können, noch sollen und womit wir selbst unser Leben nur erschweren, herausführen. - Er möchte, dass du dir Seiner Liebe wieder neu gewiss wirst und du dich an Ihm freust.

Es ist geradezu ein göttliches Gesetz, dass, je schwächer ein Mensch in sich selbst ist, desto umfassender und reicher die Hilfe Gottes für ihn bereitsteht. Diesem Grundsatz der ABHÄNGIGKEIT entwachsen wir in unserer Gottesbeziehung niemals. - Deswegen wünscht es Jesus zu unserem Besten, dass wir „werden wie die Kinder“.

6. Kinder müssen Kinder sein dürfen.

Es gab Zeiten, da erwartete man von Kindern, sich wie kleine Erwachsene zu verhalten und sah eine gute Erziehung darin, dass Eltern dies gelang. Doch das entspricht nicht dem Worte Gottes. Paulus schreibt in 1. Korinther 13,11: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, hatte einen Sinn wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; seit ich aber ein Mann geworden bin, habe ich das kindische Wesen abgetan.“ Kinder sollen Kinder sein und dürfen es sein.

Jesus kam nach eigener Aussage nicht für die Starken, sondern für diejenigen, die in ihrem Herzen wie Kinder sind, d.h. die sich ihrer Bedürftigkeit bewusst sind und bereit, sich helfen zu lassen.

Kinder sind und bleiben liebebedürftig. Ohne Liebe können sie nicht leben. Oft kommen sie und sagen: „Mutti, ich hab dich lieb!“ Das tun sie einerseits, weil ihre Liebe sie dazu treibt, aber auch, weil sie wissen, dass solch ein Bekenntnis Signale der Gegenliebe auslöst. So sind Kinder. Sie müssen lieben und freuen sich über die ihnen entgegengebrachte Liebe. Dazu müssen sie sich kein bisschen anstrengen, es entspricht ihrem Wesen. Das macht ihr Leben so schön. - Wann hast du dem Vater im Himmel zuletzt gesagt, dass du Ihn liebst?

Liebe ist und bleibt die Basis ihres Vertrauens. Weil Vater und Mutter das Kind lieben, deshalb sind sie für das Kind Vertrauenspersonen. Deshalb verlässt sich ein Kind absolut darauf, was die Eltern versprochen haben. Die Liebe der Eltern ist Kindern die Garantie dafür, dass sie Wort halten. Aus diesem Grund fällt es Kindern leicht, sorglos im hier und heute zu leben. - Glaube dem Vater Seine Liebe zu dir! Sieh auf Jesus am Kreuz, da siehst du des Vaters Liebe!

Sollten wir als Kinder Gottes unseren Vater nicht durch noch größere Liebe und noch größeres Vertrauen ehren?! Sprich dem Vater dein Vertrauen aus! Halte daran fest und lass dich nicht davon abbringen! - Amen



Manfred Herold



Manfred Herold