Werden wir ewig im Himmel leben?

Eine jüngst durchgeführte Studie für evangelische Religionspädagogik zitiert Prof. Michael Domsgen mit den Worten: „Die ostdeutschen Jugendlichen glauben vielleicht nicht an Gott oder an Jesus Christus, aber Himmel und Hölle sind für sie von Interesse.“ - Wir bezeugen, den himmlischen Schatz gefunden zu haben. Aber kann man unserem Alltag ansehen, dass wir „das, was droben ist“ (Kolosser 3,1-2) für wertvoller halten, als all das andere, was uns diese Weltzeit bietet (Matthäus 13,44)? Befolgen wir Christen wirklich den Befehl Jesu, dem König der Könige (Offenbarung 17,14), uns Schätze im Himmel zu sammeln? Oder machen wir es doch genau so, wie alle Ungläubigen und sammeln uns Schätze auf dieser Erde (Matthäus 6,19-20)?

Wie macht man das, Schätze im Himmel zu sammeln? Ich muss zuerst einmal wissen, was im Himmel Wert und Bedeutung hat, was im Himmel wertvoll und lobenswert ist. Paulus war es äußerst wichtig, dass die Christen seiner Zeit über den Himmel Bescheid wussten, z.B. was mit den Verstorbenen geschieht. 1. Thessalonicher 4,13: „Kommen wir nun zur Frage nach den Gläubigen, die schon gestorben sind. Es liegt uns sehr daran, Geschwister, dass ihr wisst, was mit ihnen geschehen wird, damit ihr nicht um sie trauert wie die Menschen, die keine Hoffnung haben.“ Trauerst du noch immer ohne Hoffnung oder weißt du, wie es den Heimgegangenen jetzt im Himmel ergeht?

1. Der Himmel als „Zwischenzustand“

Wenn ein Christ heute stirbt, kommt seine Seele in den „Himmel“. Es beginnt für ihn der „Zwischenzustand“, wie es die Theologen nennen, d.h. eine Übergangszeit zwischen dem vergangenen Leben auf der alten Erde und der künftigen Auferstehung des Leibes zum Leben auf der neuen Erde.

Bis zur Wiederkunft Christi wird unser unzerstörbarer innerer Mensch (oder die Seele) ohne Auferstehungskörper bei Christus sein. Das bringt Paulus in Philipper 1,23 zum Ausdruck: „Am liebsten würde ich das irdische Leben hinter mir lassen und bei Christus sein; das wäre bei weitem das Beste.“ - Nur müssen wir beachten, dass dies noch nicht die Vollendung für uns ist.

Alle vor uns gestorbenen Gläubigen befinden sich z.Zt. noch in diesem Zwischenzustand und werden erst bei der Wiederkunft Christi ihren Auferstehungsleib erhalten. Sie warten also zusammen mit uns auf ihres „Leibes Erlösung“ (Römer 8,23). Sie alle „sollten nicht ohne uns vollendet werden.“ (Hebräer 11,39-40)

Zugleich lernen wir aus der Bibel: Es gibt auch einen Zwischenzustand der Hölle, eine Art „Untersuchungsgefängnis“, für die ungläubigen Verstorbenen.

Diese beiden Zwischenzustände erlebt man

·      bei vollem, wachem Bewusstsein.

·      Wer im Himmel ist, kann Gott Fragen stellen („Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“ Offenbarung 6,10)

·      Das bedeutet, dass Gott einem zuhört.

·      Menschen im Himmel wollen Dinge verstehen und bemühen sich um Wissen. Daraus kann man schließen, dass man im Himmel weiter lernen kann und wird.

·      Aus der Geschichte Jesu von dem reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas 16,23-25) erfahren wir: Der reiche Mann nimmt in der Hölle Anteil am Ergehen seiner Brüder.

·      Er kann Bitten äußern.

·      Abraham weist darauf hin, dass sie die Bibel lesen sollen, um auf ihr Sterben vorbereitet zu sein.

·      Die Verstorbenen sehnen sich nach der vollständigen Herrschaft der Gerechtigkeit Gottes (Offenbarung 6,9-11) und flehen Gott darum an. - Bist du auf deinen Tod vorbereitet?

2. Der Himmel bei der Wiederkunft Jesu

Alle verstorbenen Gläubigen sind und bleiben für immer beim Herrn Jesus Christus (1. Thessalonicher 4,17 „dann werden wir alle für immer beim Herrn sein.“). Im Neuen Testament markiert die Wiederkunft Christi die endgültige Vollendung der Heilsgeschichte und den Anbruch der Ewigkeit. Das Neue Testament nennt im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi 3 fundamentale Ereignisse:

•  Bei der Wiederkunft Christi endet der Zwischenzustand. Warum? Weil die Toten auferstehen, d.h. einen neuen LEIB bekommen und die Lebenden in jenem Augenblick ebenfalls ihren neuen, unsterblichen Körper erhalten werden (1. Thessalonicher 4,15-17 „Entrückung“).

Seitdem beim Sündenfall der Tod über die Menschheit verhängt wurde, wartet das Volk Gottes auf jenen herrlichen Tag, an dem die Toten auferweckt werden, um ewig in einem neuen Körper zu leben (Matthäus 13,37-43; 1. Korinther 15,54-57). Sowohl Daniel (12,1-4) als auch Jesus sprachen von einer einzigen Auferstehung, aber von zwei verschiedenen Gruppen – den Gläubigen und den Ungläubigen. Auch Jesaja spricht von einer Auferstehung nach einer Zeit schlimmen Leidens (Jesaja 25,8-9) und dies markiert grundsätzlich das Ende der alten Welt. - Alle Toten werden in neuen Leibern auferweckt und vor Gott hintreten.

•  Gott wird die Toten richten. Das Gericht über Gerechte und Gottlose wird gleichzeitig stattfinden. Das geht z.B. klar aus Matthäus 25,31-46 hervor. Der Tag der Auferstehung ist auch stets der Tag des GERICHTS – das Ende des Unglaubens und aller menschlichen Rebellion (Johannes 12,48; Offenbarung 20,11-15). Der Tag des Gerichts ist der Tag des Zorns für die einen und der Tag der Belohnung für die anderen. - Motive des Glaubens: Angst – Pflicht – Liebe!

•  Weiter lehrt die Bibel, dass die Wiederkunft Christi die Zeit der Erneuerung des gesamten Kosmos ist. Sie macht deutlich, dass die kosmische Erneuerung genau so mit der Wiederkunft Christi zusammenhängt, wie die Auferstehung und das Gericht. Paulus lehrt in Römer 8,19-21, dass die Schöpfung dann von ihrer Vergänglichkeit befreit werden wird, wenn die Söhne Gottes offenbar werden. So wie sündige Männer und Frauen in das Bild Christi verwandelt werden, so wird auch die Schöpfung ihre letzte Bestimmung erlangen.

3. Der Himmel in der neuen Schöpfung

Unsere letzte Bestimmung ist es, im neuen Himmel und auf der neuen Erde zu leben. Noch einmal, weil an diesem Punkt große Missverständnisse bestehen: Wenn Gläubige sterben, kommen sie in den Himmel/Zwischenzustand, um dort jedoch nicht für ewig zu leben, sondern sie warten dort auf die Wiederkunft Christi, die Auferstehung, das Gericht und auf die Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, die ihr ewiges „Reiseziel“ sind.

Das besonders Neue am neuen Himmel und an der neuen Erde wird sein: In der neuen Schöpfung werden Erde und Himmel nicht mehr auseinandergerissen sein, sondern wieder in enger Harmonie existieren, weil der neue Himmel auf die neue Erde verlegt werden wird (Offenbarung 21,1-3). Wir werden also mit Christus und miteinander für immer auf der neuen Erde leben. Das wird dann in Wahrheit der Himmel auf Erden sein. Dann wird Johannes 14,23 erfüllt: „Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Das war und ist der größte Wunsch unseres Herrn: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, dort sind, wo ich bin. Sie sollen bei mir sein, damit sie meine Herrlichkeit sehen.“ (Johannes 17,24) Das ist die christliche Hoffnung: Ewig mit Jesus und dem Vater zusammen sein und ihn loben!

Manche Christen kommen mir wie Menschen vor, die, nachdem sie von einem wunderschönen Land, genannt „der Himmel“, gehört hatten, eine Reise dorthin planen. Sie sparen Geld, nehmen allerlei Entbehrungen auf sich, um diese Reise machen zu können. Sie lesen Reisebeschreibungen über dieses Land, sind ganz fasziniert davon und sprechen deshalb oft darüber, wie herrlich es dort ist. Friedliche, unbeeinträchtigte Natur, kein Gift, keine Tränen, kein Streit, auch unter den Tieren nicht mehr und unglaublich schöne Unterkünfte warten dort auf sie.

Sie können es kaum erwarten, bis die Zeit der Abreise gekommen ist. Dann ist es auf einmal soweit. Sie rufen ein Taxi und wollen zum Flughafen. Aber unterwegs geraten sie in einen Stau, müssen eine Umleitung fahren. Es nervt sie sehr. Die Gegend, die sie durchfahren hat aber auch ihre Reize. Sie lassen hier einmal halten und dann dort auch. Gegen Abend, sie sind noch immer nicht am Flughafen, werden sie müde und sind der Ansicht, jetzt sei es vor allem wichtig, dass sie eine Übernachtung finden. Sie lassen sich zu einer drittklassigen Absteige fahren und übernachten da. Am nächsten Morgen meinen sie, es wäre schön, den Freizeitpark, der direkt nebenan liegt, einmal zu besuchen. Sie haben ihren Spaß. Und ganz allmählich sind sie so eingenommen von ihren gegenwärtigen Möglichkeiten, dass sie ihr ursprüngliches Reiseziel völlig aus dem Augen verlieren.

So haben viele Christen einmal ihre Reise zum Himmel begonnen. Sie freuten sich darauf und sprachen viel davon. Aber auf der Fahrt dahin, d.h. in ihrem irdischen Leben, fanden sie so viele Plätze hier auf dieser Erde, die sie faszinierten und so viele Möglichkeiten, die sich ihnen hier boten, dass die Schönheit des Himmels immer mehr verblasste. Und dann ging es irgendwann nur noch um ein erfülltes Leben hier, eine glückliche Ehe heute, jeden Tag Spaß ohne Ende, Vergebung und ein gutes Gewissen jetzt. Das herrliche Reiseziel faszinierte sie nicht mehr und irgendwann hatten sie es völlig aus den Augen verloren.

Ich bitte Jesus darum, dass die Herrlichkeit des Himmels der große Magnet wird und bleibt, der uns alle immer mehr weg von der Sünde, den irdischen Vergnügen und dem Egoismus zieht, hin zu der in alle Ewigkeit allein bleibenden Freude – Jesus!

 

 

Manfred Herold

Manfred Herold