Wie kann ich in der „Gnade und der Erkenntnis“ wachsen?

Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus!“ (2. Petrus 3,18) - Von den Christen in Korinth konnte Paulus in 2. Korinther 8,9 sagen: „Ihr kennt ja die Gnade unseres Herrn Jesus Christus..“ Könnte er das von uns auch sagen? Wissen wir, was „Gnade“ ist? Kennen wir die Gnade? (Unterschied zwischen Wissen und Kennen!)

Eine Hilfe kann es sein zu wissen: „Gnade ist der Reichtum Gottes, auf Kosten Christi, als Geschenk für uns, zu Lob, Ehre und Preis der Herrlichkeit Gottes des Vaters. Aber was bedeutet das praktisch? Kennen wir diese Wahrheiten?

Vor allem ist entscheidend wichtig: Wir dürfen die Gnade niemals als Sache ansehen, die wir bekommen und dann zur Verfügung haben. Christus selbst ist die Gnade Gottes für uns Menschen - „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben worden, aber die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus Christus gekommen.“ (Johannes 1,17) Die Bibel, das lebendige Wort Gottes ist und bleibt die einzige Quelle von „Gnade und Erkenntnis“! „Aus Seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade um Gnade!“ (Johannes 1,16)

1. Die Gnade ist wie ein „Haus“

Die „Gnade“ zu begreifen ist deshalb so schwer, weil „Gnade“ ein Sammelbegriff ist (Reichtum Gottes, Sammelbegriff wie Mensch, Tier, Sterne...). In der Bibel wird vielerlei mit dem Begriff „Gnade“ belegt. Es wird deutlich, dass es sich um etwas Großes handeln muss, - aber was Gnade genau ist, wird deshalb noch nicht klar.

Deshalb vergleiche ich die „Gnade“ mit einem großen Haus. Das Haus hat eine Tür. Sie heißt „Vergebung der Sünden“. Durch sie betritt man das Haus und erfährt die „Gnade der Vergebung“. Mit der Gnade der Vergebung empfängt der betreffende Mensch den Heiligen Geist und durch Ihn die Erkenntnis, was Vergebung der Sünden bedeutet.

Nun aber bitte weder im Flur stehen bleiben, noch ins Haus stürmen, sondern sich Zeit nehmen und dankbar erkennen, dass man ein neues Zuhause gefunden hat. Welch unbegreifliches Geschenk. Bisher bin ich in der Welt umhergegangen, habe entdeckt, dass sie schön und groß ist – und doch zog mich mein Verlangen, weit von der Erde los. Hierher ins „Haus der Gnade“. Endlich bin ich Zuhause. Nur wenn ich die Gnade der Vergebung immer deutlicher erfasse, d.h. erkenne, was sie bedeutet, beinhaltet, werde ich sie richtig einschätzen und entsprechend dankbar dafür sein. - Wer nicht in der „Erkenntnis“ wächst, kann und wird nicht in der „Gnade“ wachsen!

2. Das „Haus“ hat viele „Zimmer“

Du befindest dich jetzt im „Haus der Gnade“ und entdeckst: Das „Haus der Gnade“ hat viele „Zimmer“, die auf deine Entdeckung warten. Nur so wirst du sie angemessen nutzen können. „Zimmer“ mit Namen wie „Frieden, Freude, Trost, Armut, Vergebungsbereitschaft, Heilung, Schwachheit, Leiden, Selbsterkenntnis, Zufriedenheit, Vertrauen, Hoffnung…“

Hast du die „Gnade“ schon als „Frieden“ erlebt? Praktisch, nicht nur in der Theorie? Hast du die „Gnade“ schon als Vergebungsbereitschaft, als Liebe, als Hoffnung, als Trost, als Zufriedenheit, als Befreiung….. erlebt und erlebst du sie noch?

Wenn ich in ein „Zimmer der Gnade“ eingetreten bin und mich darin aufhalte und lebe, wachse ich in der „ERKENNTNIS“ über den „Nutzen“ dieses Zimmers. Ich kann darin wohnen und wachse so in der „GNADE“ (weil ich „mehr“ von ihr in Anspruch nehme) und in der „ERKENNTNIS“ (weil ich mehr den Sinn und „Nutzen“ dieses Raums genießen kann – (5. Mose 2,31 „..fange an, es (= das Land) in Besitz zu nehmen, damit du es besitzt!“) Die Gnade ist uns in Jesus gegeben, wir sollen sie jedoch in Besitz nehmen, damit wir sie besitzen! (2. Petrus 1,3)

Da gibt es Zimmernamen, die wir leicht mit dem Oberbegriff „Gnade“ in Verbindung bringen können, wie z.B. „Friede, Freude, Trost…“ Hier kann uns das Verlangen, sie besser, persönlicher, tiefer kennenzulernen zu spontanem Eintreten und Erkunden veranlassen.

Aber es gibt auch andere Räume, wie „Armut (2. Korinther 8,9), Vergebungsbereitschaft (Jesaja 54,10), Schwachheit (2. Korinther 12,9), Leiden (Philipper 1,29), Selbsterkenntnis (Psalm 51,5)...“ In die wollen wir nicht so gern eintreten. Deren „Einrichtung“ wollen wir nicht so gern kennenlernen. Aber manchmal werden wir einfach in sie hineingestoßen und wir müssen sie kennenlernen.

Entscheidend wichtig jedoch ist, dass wir eintreten, und uns darin aufhalten, ja darin leben lernen, um die Einrichtung und ihren Segen kennen– und nutzen zu lernen. Hast du die „Gnade“ der „Sündenerkenntnis“ schon kennengelernt? Praktisch, nicht nur in der Theorie.

3. Die „Zimmer“ kennen und nutzen lernen

Sei versichert: Jedes Zimmer enthält kostbaren göttlichen Reichtum. Besonders in denen, von denen wir es nicht erwarten, warten die größten Schätze auf uns.

Kennst du die „Gnade göttlicher Gerechtigkeit“? „Doch jetzt hat Gott... Seine Gerechtigkeit sichtbar werden lassen... Es ist eine Gerechtigkeit, deren Grundlage der Glaube an Jesus Christus ist und die allen zugute kommt, die glauben…. Sie… beruht auf Seiner Gnade. Es ist Sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus.“ (Römer 3,21-24) Bist du ausgesöhnt mit der Tatsache, dass auch du die Gnade Gottes kein bisschen verdienst und absolut keinen Anspruch darauf hast? Gnade bedeutet, jemandem, der es nicht verdient und selbst niemals erreichen kann, Freundlichkeit und Güte zu erweisen. Ich werde z.B. erst dann angenehm und ruhig schlafen können, wenn ich den „Raum der Gnade“ namens „Gerechtigkeit Jesu Christi“ als solchen „erkannt“ habe und in dieser Gewissheit leben lerne.

Kennst du die „Gnade absoluter Armut“? (2. Korinther 8,9) Normalerweise kann der Mensch über eine solche Aussage nur den Kopf schütteln. Aber in diesem Vers ist das ganze Evangelium zusammengefasst.

Kennst du die „Gnade absoluter Schwachheit“? (2. Korinther 12,9) Gott lässt Ereignisse zu, die uns an unsere Grenzen führen. Er will uns damit unsere Hilfsbedürftigkeit zeigen. - Du magst der beste Arzt Lübecks sein, solange ich der gesündeste Mensch Lübecks bin, brauche ich dich nicht. Nur wenn ich mich als schwer krank erkannt habe und zu dir komme, kannst du deine ärztlichen Qualitäten unter Beweis stellen. Nur der Mensch, der einsieht, dass er die Gnade Gottes nötig hat, wird Jesus suchen!

Kennst du die „Gnade absoluter Selbsterniedrigung“? (Philipper 2,7-8) Jesus hat mir vorgelebt, den letzten Platz einzunehmen, damit ich mit Ihm auf dem Thron sitzen darf. (Epheser 2,6)

Hast du die „Gnade geschwisterlichen Trostes“ schon kennen gelernt? - Dazu ist es nötig, andere an sich heran zu lassen. Es ist nötig zuzuhören und sich etwas sagen zu lassen. Ich wachse als Christ nur dann – wenn ich in der Gnade wachse!

Hast du die „Gnade tieferer Selbsterkenntnis“ schon erlebt? Manchmal stehen wir uns selbst im Wege. Lässt du dies durch Gottes Wort und den Heiligen Geist geschehen? Das ist Gott am liebsten! Die meisten Christen aber sträuben sich dagegen. Dann benötigt Gott andere „Werkzeuge“ um Sein Gnadenziel zu erreichen – kann Er dich dazu gebrauchen? - Ist deine Liebe größer als dein Mut?

Zum Wachsen in der Gnade gehört es auch, dass wir erkennen: „.. die Gnade erzieht uns …“ „..erschienen ist die Gnade Gottes, die allen Menschen das Heil bringt, 12 INDEM sie uns dazu erzieht, dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden abzusagen und besonnen, gerecht und gottselig (schon) in der gegenwärtigen Weltzeit zu leben, 13 indem wir dabei auf unser seliges Hoffnungsgut und auf das Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters (oder: Heilands) Christus Jesus warten ..“ (Titus 2,11-13) Also heute erzieht uns nicht mehr nur das Gesetz (Galater 3,24), sondern die Gnade! Wir sollten dankbar sein für diesen „Erzieher“!

Die Gnade erzieht uns, ein Leben zu führen, das andere für Christus gewinnt. „Begreifst du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr bringen will?“ (Römer 2,4)

Hast du die „Gnade von Demütigungen“ schon dankbar angenommen? Hast du Demütigungen, obwohl sie weh tun, schon als ein Gnadengeschenk erkannt? Psalm 119,67: „Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber befolge ich Dein Wort.“

Hast du die „Gnade schwerer Wege“ schon erkannt? Wichtige Lektionen lernen wir nur auf schweren Wegen! „Und wenn ich auch wanderte durchs Tal der Todesschatten, so fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, die trösten mich.“ (Psalm 23,4) Oft erkennen wir erst lange Zeit später die positiven Auswirkungen solcher schweren Wege.

Ist dir bewusst, dass der Auferstandene dir jeden Tag neu die „Gnade Seiner Auferstehungskraft“ schenken will? Wenn dir etwas misslingt, du einen Unfall hast, dein Kind krank wird, du die Arbeit verlierst – es gibt Hoffnung, weil Jesus auferstanden ist. „..(dass ihr erkennt) ..was die überwältigende Größe Seiner Kraftwirkung in uns hinein ist, die wir glauben..“ (Epheser 1,19)

Ist dir klar, dass die „Gnade bisher für unmöglich Gehaltenes“ schaffen kann? Der Heilige Geist kann und wird dich auf dem Weg der Nachfolge voranbringen, wenn du dich Ihm vorbehaltlos dazu hingibst. „Siehe, ich, der HERR, bin der Gott alles Fleisches; sollte Mir irgendetwas unmöglich sein?“ (Jeremia 32,27)

Du sollst wissen: Auch Traurigkeit und Leiden sind Gnadengeschenke des Herrn! „..euch wurde... die Gnade verliehen, nicht nur an Ihn zu glauben, sondern auch um Seinetwillen zu leiden!“ (Philipper 1,29) - „..Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen, um es so hinauszuführen, wie es jetzt zutage liegt, um ein zahlreiches Volk am Leben zu erhalten.“ (1. Mose 50,20)

Du sollst wissen: In dem Maße, wie Satan mit jeder Versuchung etwas Böses im Schilde führt, will Gott etwas Herrliches erreichen (=Gnade). In dem Maße, wie der Böse uns verwirren, in Verzweiflung stürzen und ruinieren möchte, will Gott uns stärken, getroster machen und befestigen (=Gnade), - so soll die Gnade herrschen (Römer 5,21)!

Indem wir die Gnade besser kennen lernen, lernen wir Christus immer besser kennen und „wachsen so, indem wir die Wahrheit (des Erkannten) in Liebe ausüben hinein in Christus, das Haupt“ (Epheser 4,15).

Wenn die Gnade in meinem Verhältnis zu meinen Nächsten herrscht, dann werde das Wort aus Hebräer 12,15 beherzigen: „Achtet darauf, dass nicht irgend jemand die Gnade Gottes ungenutzt lasse!“ Wenn die Gnade in meinem Verhältnis zu meinen Nächsten herrscht, dann werde ich mich ihm gegenüber großzügig verhalten, weil ich ein reich Beschenkter bin; dann kann ich Kritik annehmen, auch wenn sie, wie ich meine, unberechtigt ist.

Viele Christen sind jedoch einfach zu faul oder zu feige, um ihrer Pflicht, anderen in Liebe und Geduld zurecht zu helfen, nachzukommen.

Die Tatsache, dass die Gnade in unserem Leben herrscht und wunderbare Auswirkungen hat, wird uns dankbar und demütig machen; d.h. wir werden mehr und mehr auf eigene Ehre verzichten, weil Gott alle Ehre werden muss. Wenn das geschieht, dann steht unser Leben unter Seiner Verheißung: „Gott widersteht den Stolzen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ (1. Petrus 5,5)



Manfred Herold


Manfred Herold