Die Bibel, der „Souveräne Gott“ und Israel

Im Kindergottesdienst wird den Kindern die biblische Geschichte von Israels Durchzug durchs Rote Meer erzählt. Als die Mutter ihren Sohn zu Hause fragt, was er gelernt habe, antwortet er: „Die Israeliten verließen Ägypten, aber der Pharao und seine Armee verfolgten sie. Als sie am Roten Meer ankamen, konnten sie es nicht überqueren, und die ägyptische Armee kam immer näher. Also nahm Mose sein Handy und die israelische Luftwaffe bombardierte die Ägypter, dann kam die israelische Marine, baute eine Pontonbrücke, damit das Volk über das Meer wandern konnte.“ Die Mutter war schockiert. „Hat man euch die Geschichte wirklich sooo erzählt?“, fragte sie. „Na ja, eigentlich nicht“, gab der Junge zu, „aber wenn ich dir gesagt hätte, was die uns erzählt haben, würdest du es sowieso nicht glauben.“

Das Gleiche könnte man von Israels ganzer Geschichte behaupten. Sie grenzt oft ans Unglaubliche, weil man es dabei immer sowohl mit der Bibel, mit Gott, als auch mit Satan zu tun hat. Israel ist ein besonderer Berührungspunkt zwischen Licht und Finsternis, zwischen Segen und Fluch. Beides durchdringt seine Geschichte und ich habe den Eindruck, dass alles auf einen gewaltigen Höhepunkt zusteuert. Ein großer Teil dieses Dramas liegt für uns noch im Verborgenen, aber die Heilige Schrift, die Bibel, gibt uns erstaunliche Aufschlüsse und Einsichten. - Entscheidend wichtig ist, dass wir erkennen:

1. Wir haben es in der Bibel mit einem souveränen Gott zu tun!

Die Wahrheit vom souveränen Gott ist in unserer Zeit etwas in Vergessenheit geraten, obwohl gerade sie Christen Trost, Zuversicht und Kraft geben kann. Der souveräne Gott ist der Schlüssel zur Geschichte und das Fundament der christlichen Theologie.

Was meine ich mit dem Ausdruck „souveräner Gott“? Die absolute Souveränität Gottes, Seine Allmacht im ganzen Universum, macht die Göttlichkeit Gottes aus. Denn eines ist klar: Wenn Gott Gott ist, dann muss Er souverän sein, und wenn Er nicht souverän ist, dann ist Er nicht Gott.

Niemand, so sagt das Wort Gottes, kann Seinen Ratschluss zunichte machen, niemand kann Seine Absichten durchkreuzen oder sich Seinem Willen widersetzen. Mit Psalm 115,3 bekennen wir: „Unser Gott ist im Himmel, und alles, was Ihm gefällt, das tut Er“, und mit dem Apostel Paulus sprechen wir voller Hochachtung, Liebe und Ehrfurcht von „... dem seligen und einzigen Herrscher, dem König aller Könige und Herrn aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat und in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch je gesehen hat noch sehen kann. Ihm sei die Herrlichkeit und die ewige Macht!“ (1. Timotheus 6,15-16)

Die Souveränität des Gottes der Bibel ist absolut, unwiderstehlich und grenzenlos (Jeremia 18). Auch Satan hat nur einen begrenzten Wirkungsbereich und kann nichts ohne Gottes Erlaubnis tun (Hiob 2,6). Unsere kleinen, partiellen „Freiheiten“ sind keine Illusionen, sondern immer vollständig von Gottes Macht, Absicht und Plan umgeben und umfasst. Natürlich bleiben hier viele Fragen offen, aber das sollte uns nicht wundern, gerade weil wir es mit Gott zu tun haben. Wir können Ihm nicht entkommen, und genau das ist dem natürlichen Menschen zuwider.

Menschen reiben sich an der Wahrheit der Souveränität Gottes, weil sie selbst autonom, unabhängig, frei leben und entscheiden wollen. Deshalb besteht der wesentliche Kern jeder echten Bekehrung darin, dass der Mensch sich unter die mächtige Hand Gottes demütigt und Gott auch im persönlichen Leben wirklich Gott sein lässt.

Er befiehlt den Menschen, Ihm zu vertrauen, sich Ihm unterzuordnen, Seine Souveränität anzuerkennen, Ihm den Thron ihres Lebens zu überlassen, d.h. selbst abzudanken – oder es zu lassen, weiter zu rebellieren, weiter selbst bestimmen zu wollen, weiter selbst auf dem Thron unseres Lebens zu sitzen und weiterhin als Rebell gegen Gott angesehen und als solcher behandelt zu werden. Das ist eine Entscheidung, die wir in jeder Phase unseres Lebens zu treffen haben! Josuas Entscheidung stand bis an sein Lebensende fest („Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!“ Josua 24,15). - Wie steht es mit dir?

2. Wir haben es in der Bibel mit einem auserwählten Volk zu tun!

Dieser Gott demonstrierte Seine Souveränität besonders durch die Erwählung Israels, das Er aus allen Völkern der Erde als Sein besonderes Volk auswählte! - Weshalb ausgerechnet dieses Volk? („Denn ihr seid ein Volk, das ausschließlich dem HERRN gehört. Der HERR, euer Gott, hat euch unter allen Völkern der Erde ausgewählt und zu Seinem Eigentum gemacht. Das tat Er nicht etwa, weil ihr größer seid als die anderen Völker - ihr seid vielmehr das kleinste unter ihnen! Nein, Er tat es einzig deshalb, weil Er euch liebte und das Versprechen halten wollte, das Er euren Vorfahren gegeben hatte. Nur deshalb hat Er euch herausgeholt aus dem Land, in dem ihr Sklaven wart; nur deshalb hat Er euch mit seiner starken Hand aus der Gewalt des Pharaos befreit.“ 5. Mose 7,6-8) ist die erstaunliche Auskunft Gottes. Es war Sein Liebeswille, Sein Wohlgefallen. Er wählte Israel aus Gnade. Er erwählte das Volk eben gerade nicht deshalb, weil es besser als andere Völker war oder alles richtig machte oder macht. Andere Völker sollten am Umgang Gottes mit diesem Volk, sowohl Seine Heiligkeit und Gerechtigkeit, als auch Seine Liebe und Barmherzigkeit, die Er allen Menschen gegenüber in gleicher Weise hegt, erkennen.

Gott wollte Seine Größe, Rettung und Herrlichkeit zuerst an Israel demonstrieren. Nicht ausschließlich an Israel, wohl aber zuerst. Um so in den anderen Nationen den Wunsch zu wecken, auch diesem Gott anzugehören („Der HERR, dein Gott, sei gepriesen, der Gefallen an dir hat und dich auf Seinen Thron gebracht hat, damit du als König für den HERRN, deinen Gott, regierst! Dein Gott liebt Sein Volk Israel und will es für immer erhalten. Darum hat Er dich zum König eingesetzt, und du sollst darüber wachen, damit du für Recht und Gerechtigkeit sorgst.“ 2. Chronik 9,8). Um Glaube und Gerechtigkeit denen zu schenken, die sie schmerzlich vermissten. Um sie zu freiwilliger Unterordnung und frohem Gehorsam zu führen. Um zu zeigen, dass wer sich Ihm anvertraut, bewahrt bleibt. Deshalb hat Gott Israel erwählt.

Aber auch um Rebellion aufzudecken und zu vernichten. (Adolf Hitler: „Es kann keine zwei auserwählten Völker geben!“) Bis heute sind Menschen und Völker nicht einverstanden mit dieser Wahl Gottes und insgeheim eifersüchtig auf das erwählte Volk. („Die Menschen werden gerichtet, weil das Licht zwar in die Welt gekommen ist, sie aber die Finsternis mehr lieben als das Licht. Denn alles, was sie tun, ist böse.“ Johannes 3,19 d.h. Die Menschen brauchen nicht „mehr Licht“, sondern eine neue Natur, die das Licht liebt und die Finsternis hasst!)

Ein wesentlicher Teil der Kritik an Israel ist bis auf den heutigen Tag bewusst oder unbewusst eine Kritik, eine Rebellion, ein Aufstand gegen den lebendigen Gott: „Wie kann der solch ein Volk erwählen. Das ist doch eine Beleidigung für uns!“ - Der oft diffuse Widerstand gegen Gott manifestiert sich im Widerstand gegen Sein erwähltes Volk. Hier hat man etwas, woran man seine Wut gegen Gott auslassen kann. Israel ist der „Prügelknabe“ Gottes.

3. Wir haben es in der Bibel mit einem verheißenen Land zu tun!

In Psalm 24,1 heißt es: „Dem HERRN gehört die Erde und was sie erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner.“ Deshalb „darf“ Er mit der Erde machen, was Er will; also auch einen bestimmten Landstrich an Sein Volk zu ewigem Besitz übertragen! Und genau das tat Gott: „An jenem Tag machte der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen habe Ich dieses Land gegeben, vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Euphrat.“ (1. Mose 15,18; fast 150 mal wird die Verheißung des Landes Israel im Alten Testament gegeben.) Und nicht nur das, Gott ging noch weiter und legte sich noch genauer fest. „Jerusalem habe Ich erwählt, dass Mein Name dort wohne.“ (2. Chronik 6,6) Das ist und bleibt ein Vorrang, den Jerusalem vor allen Städten dieser Welt behalten wird. (Hesekiel 16 ist eine Zusammenfassung der Geschichte Jerusalems.)

Weshalb tat Er das? Um Seine Souveränität zu unterstreichen und zur Entscheidung aufzurufen: Sein Wort anzunehmen, es gelten zu lassen, Ihm zu gehorchen und gesegnet zu werden oder es abzulehnen, sich dagegen aufzulehnen und den Fluch Gottes zu ernten (Galater 6,7).

Deshalb ist meiner Überzeugung nach auch das Ringen um Jerusalem, hinter all dem vordergründigen Geschehen, letzten Endes eine Auseinandersetzung mit dem souveränen Gott, der Israel erwählt hat und ihm diesen Landstrich und diese Stadt Jerusalem schenkte. Gott macht Sein Wort heute noch wahr, das Er Abraham gegeben hatte: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde!“ (1. Mose 12,3)

4. Wir haben es in der Bibel mit einem einzigartigen Retter zu tun!

Auch wenn wir über den einzigen Retter von Sünden sprechen, bleiben wir auf der Linie Abrahams: „Nun aber sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Samen zugesprochen worden. Es heißt nicht: »und den Samen«, als von vielen, sondern als von einem: »und deinem Samen«, und dieser ist Christus.“ (Galater 3,16) Der souveräne Gott, der EINE Familie, EIN Volk, EIN Land, EINE Stadt erwählt hat, ist zugleich auch der, der allen Menschen EINEN Retter Jesus Christus gesandt hat. „Gott, unser Retter, will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es ist EIN Gott und EIN Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat.“ (1. Timotheus 2,3-6)

Weshalb tat Er das? Zur Rettung für die, welche sich vor diesem heiligen und gerechten Gott beugen, ihre Sünden bereuen und bekennen und ihre Rebellion gegen Ihn und Sein Wort aufgeben. An Jesus scheiden sich die Geister. Das war von Anfang an so, deshalb prophezeite Simeon auch: „Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird ..“ (Lukas 2,32) „Was, - nur EIN Weg zu Gott?“ „Was fällt euch ein, nur auf EINER Wahrheit zu bestehen?“ „Wie, - nur EIN Muster für das Leben?“ Dem souveränen Gott, dem Volk Israel, dem verheißenen Land, Jerusalem, Jesus wird lautstark widersprochen. Wie verhalten wir uns?

Wir stehen mitten in einem universalen Ringen sowohl in der unsichtbaren als auch in der sichtbaren Welt. „Unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit ....“ (Epheser 6,12)

Wir sind, ob wir es wissen oder nicht, Teil dieses Kampfes. Und es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder mit und für Gott und Sein Wort einzustehen oder gegen Ihn zu sein! Jesus machte Seinen Jüngern nichts vor: „Haben sie Mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen.“ (Johannes 15,20) Er möchte gern gnädig sein und Er ist es dem gegenüber, der Ihm vertraut, der Ihn respektiert, der Ihn als souveränen Gott anerkennt, liebt und gehorcht.

Manfred Herold


Manfred Herold